Wie wird die Agoraphobie (“Platzangst”) behandelt?

Viele Betroffene haben oftmals bereits über Monate oder zum Teil auch schon über Jahre versucht, ihre Agoraphobie selbstständig zu behandeln, bevor sie sich an einen Arzt oder Therapeuten wenden. Da aber sowohl die Agoraphobie sowie auch die häufig begleitend auftretenden Panikattacken sehr hartnäckig sein können, ist es zumeist sehr schwierig, die Ängste ganz alleine zu bewältigen.

Die Behandlung der Agoraphobie (“Platzangst”) setzt sich zumeist aus mehreren Bausteinen zusammen, damit über das Zusammenwirken von unterschiedlichen Therapieelmenten ein besonders intensiver und anhaltender Behandlungseffekt erzielt wird. Insbesondere die Psychotherapie und die medikamentösen Behandlung haben dabei in der Behandlung der Agoraphobie bzw. der Panikattacken eine gute Wirksamkeit gezeigt. Ein wichtiges Behandlungungselement ist dabei die Psychotherapie, insbesondere das so genannte Expositionstraining.

Gegebenenfalls kann es vorübergehend notwendig sein, dass die Betroffenen Medikamente gegen ihre Ängste einnehmen. Diese sollten jedoch eher unterstützend eingesetzt werden und eine Psychotherapie nicht ersetzen.

Psychotherapie

Zur Behandlung der Agoraphobie (“Platzangst”) wird meistens eine Psychotherapie empfohlen. Insbesondere die so genannte Kognitive Verhaltenstherapie hat sich in den bisherigen wissenschaftlichen Studien als wirksamtes psychotherapeutisches Verfahren in der Behandlung der Agoraphobie erwiesen. Die Kognitive Verhaltenstherapie setzt sich dabei aus mehreren Bausteinen zusammen:

Agoraphobie (“Platzangst”): Behandlung

Psychoedukation

Zu Beginn der Behandlung ist es wichtig, dass die Betroffenen zusammen mit ihren Therapeutinnen bzw. Therapeuten die Ursachen und Hintergründe der Agoraphobie erarbeiten.

Diese Phase der Therapie wird auch Psychoedukation genannt. Das Krankheitsmodell soll den Betroffenen erklären, welche Gedanken und Verhaltensweisen ihre Ängste aufrecht erhalten oder verstärken können und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Expositionstherapie

Im Verlauf der Behandlung ist dann die Durchführung einer Expositionstherapie sinnvoll. Die Expositionstherapie, auch Konfrontationstherapie genannt, ist eine sehr wirksame Behandlungsmethode in der Therapie der Agoraphobie. Die Betroffenen erarbeiten bei dieser Behandlungsmethode zunächst zusammen mit ihren Therapeuten, welche Situationen die Ängste auslösen und welches Vermeidungsverhalten eventuell eingesetzt wird. Nach einer ausführlichen Vorbereitungsphase, in der z.B. Übungen wie die Hyperventilation durchgeführt werden, können die Betroffenen in den Expositionen - unterstützt durch ihre Therapeuten - lernen, wie sie die angstbesetzten Situationen wieder aufsuchen können.

Agoraphobie (“Platzangst”): Expositionstherapie

Im weiteren Verlauf erlernen die Betroffenen, wie sie auch eigenständig ohne Begleitung des Therapeuten Expositionen wirksam durchführen können. Hierdurch können sie ihre Selbstwirksamkeit wieder erheblich verbessern und ihr Selbstwertgefühl wesentlich steigern.

Im Vergleich zur reinen Gesprächstherapie ist die Expositionstherapie ein wirksameres, jedoch auch sehr aufwendiges Therapieverfahren, das möglichst nur von Therapeuten mit großen Erfahrungen in der Angsttherapie eingesetzt werden sollte.

Neben der Expositionstherapie ist es wichtig, dass die Betroffenen Strategien zum Unterbrechen ihrer belastenden Gedanken kennen lernen und erfahren, wie sie diese Gedanken in hilfreiche Kognitionen verändern können. Hierzu gibt es verschiedene Techniken, wie z.B. das sogenannte kognitive Umstrukturieren, die im Rahmen der Therapie erarbeitet werden können.

Daneben ist es wichtig, in der Therapie nach Auslösern und aufrechterhaltenden Bedingungen für die Ängste zu suchen und alternative Bewältigungsstrategien für belastende, angstbesetzte Situationen zu finden.

Welche Ängste müssen bei der Agoraphobie behandelt werden?

Eine ganz wichtige Frage, die am Anfang der Behandlung steht, lautet “Welche Ängste müssen bei der Agoraphobie eigentlich behandelt werden...?”. Diese Frage mag sich zunächst etwas merkwürdig anhören - aber wie wir an anderer Stelle bereits erwähnt haben, ist die “Angst vor der Menschenmenge”, “...vor dem Supermarkt” oder “...vor dem Autofahren” zumeist nicht die Angst, welche wirklich im Hintergrund der Agoraphobie stehen.

Dies merken viele Betroffene daran, dass die Situationen, in denen die Ängste ausgelöst werden, im Laufe der Zeit häufig wechseln und die Ängste sich immer weiter ausweiten. In der Therapie ist es oftmals viel wichtiger, die Ängste und Sorgen, die wirklich im Hintergrund der Agoraphobie sind - wie zum Beispiel Ängste vor der Hilflosigkeit oder vor dem Sich ausgeliefert fühlen - genauer herauszuarbeiten und ausführlich zu betrachten.

Medikamente

Zur Behandlung der Agoraphobie können neben der Psychotherapie auch bestimmte Medikamente eingesetzt werden. Dabei kommen insbesondere Medikamente aus der Gruppe der so genannten Antidepressiva zum Einsatz, da sich diese in der Behandlung der Agoraphobie besonders bewährt haben.

Weiterlesen:
   • Agoraphobie: Medikamente


Autoren des Artikels: